Freitag, 6. Juli 2007

Café Paradiso

Heute habe ich meine erste Abschlussklausur geschrieben. Viertel nach drei nachmittags wurden unsere Prüfungen eingesammelt. Es ist Freitagnachmittag. Wochenende. Noch zu früh um sich auf den Heimweg zu begeben. Also ins Café Paradiso. Mit meinen zwei Kommilitonen betrete ich das Campuscafé im Untergeschoss eines grossen Unigebäudes. Angenehme Kühle weht uns entgegen, gleichzeitig steigt uns der entspannende Geruch von frisch gemahlenem Kaffee in die Nase. Wie immer läuft sanfte Hintergrundmusik; als wir reinkommen ist es tatsächlich die chinesische Liebesbalade, die ich als allererstes chinesisches Lied überhaupt zu singen gelernt habe. In dem überschaubaren Raum dominieren Holz und Brauntöne. Und das Schwarz der Haarschöpfe natürlich. Fast jedes der kleinen, quadratischen Holztischchen ist besetzt. An einigen sitzen Studenten, entweder vor dem Laptop oder umgeben von Bücherstapel. An den meisten Tischen aber sitzen mehrere Studenten, die angeregt diskutierend zu dem unaufdringlich munteren Stimmenenwirrwarr im Café beitragen. Immer wieder löst sich ein Satzfetzen aus dem Geräuschteppich und dringt ins Bewusstsein ein. Dann wieder hört man ganz bewusst hin, entweder aus Neugier oder weil das Gehirn den Reiz nicht aufnehmen kann. Ah, das war ja koreanisch... Dieses Stimmengewirr mag ich hier besonders, jedes Mal wieder wenn ich hier her komme. Wie oft wir schon hier unten waren weiss ich nicht, es lässt sich nicht mehr zählen. Die Gemütlichkeit im Studentencafé ist schon lange dem Heimischen gewichen.
Dann sitzen auch wir da mit unseren Getränken, auch unsere Stimmen gesellen sich zu all den anderen, mischen sich in das Wogen, in das Auf und Ab der Geräuschkulisse.

Bereits gibt es ein paar Gesichter, die ich vermisse, wenn ich in diesen Tagen hier her komme. Das Semester geht zu Ende. Das der koreanischen Studenten ist um, das der Chinesen grösstenteils auch, schräg gegenüber sitzen zwei Studenten in Bachelor-Tracht, ihre Hüte haben sie vor sich auf dem Tisch, so wie wir unseren Kaffee. Bald wird auch unser Studiensemester vorüber sein, drei Wochen noch. Bald werde ich zum letzen Mal so dasitzen wie heute, die Tasse vor mir auf dem Holztischchen, in ein munteres Gespräch verwickelt. Aber es wird weiterhin angeregte Gespräche geben. Und hoffentlich andere Café Paradisos.


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