Samstag, 4. August 2007

Lebenszeichen

Wenn man mich heute nach meinen Schlussprüfungen fragt, dann kommt es mir vor, als müsste ich mein Hirn um die Erinnerung an eine schon ewig zurück liegenden Sache bemühen. Direkt nach Abschluss des Semesters bin ich umgezogen. Nicht irgendwo hin, sondern in das Wudaokou Viertel, seit neuerer Zeit charmantes Ausgeh- Einkaufs- Essens- und, das ist das Besondere, Koreanerviertel. Nicht zu vergleichen mit dem ruhigen, alten, behäbig-pekingerischen Wohnquartier in dem ich zuvor gewohnt habe! Hier am Wudaokou pulsiert das Leben auf der Strasse, sprüht Leben aus allen Ritzen, lacht einem das Leben aus ausgelassenen asiatischen Gesichtern entgegen. Das koreanische Flair trägt viel zu diesem Gefühl nach Ausgelassenheit und Grosszügigkeit bei.

Dann war da meine Reise nach Xi'an. Der Besuch der alten Kaiserstadt war sehr interessant. Schon bei der Ankunft hat man gespürt, dass einen da etwas anderes erwartet als in Peking. Die Menschen sind anders in Xi'an. Bei den Essensgewohnheiten lassen sich Unterschiede feststellen. Der grösste Unterschied ist aber wohl, dass sich das ehrwürdig Kaiserliche, das über der Stadt ruht, gehalten hat. Dies im Gegensatz zu Peking. Xi'an hat für mich persönlich aber auch ein weiterer grosser Abschied bedeutet.

Ich weiss, ich komme nicht mehr drumherum, das magische Wort, das ich diese Tage besonders zu verdrängen versuche, doch auszusprechen. Abschied. Noch gut zwei Tage bleiben mir hier in Peking. Dann verlasse ich China. Seit Wochen versuche ich zwar, mich langsam zu lösen von all dem hier, aber es geht nicht. Wie soll ich denn auch, wenn ich noch immer mit alltäglichen Dingen wie Stromausfall in der Wohnung durch unzugängliche, herausgeklinkte Sicherungen und dem Organisieren von Kerzen zu kämpfen habe? Wenn ich noch immer raus gehe zum Essen und damit jedes Mal wieder rein stürze ins Leben, wenn noch immer jeden Tag neue Leute kennen lerne? Wenn ich noch immer am Entdecken bin? Oder: Wenn ich es nicht übers Herz bringe, mich heute wie ausgemacht von meinem Sprachpartner zu verabschieden und stattdessen vereinbare, ihn am Montag, an meinem allerletzten Tag, gerade so wie jeden Montag und wie immer um 13 Uhr mit Heft und Bleistift auf dem Beidacampus im Café Paradiso zu treffen?! Wahrscheinlich werde ich am Dienstag zum Flughafen fahren mit dem Gefühl, eine weitere spannende Reise innerhalb Chinas anzutreten. Natürlich wird es keine weitere spannende Reise innerhalb China werden, aber eine spannende Weiterreise mit „China innerhalb“.


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