Donnerstag, 12. April 2007

Christine in Shanghai



Wenn ich hier erzählen wollte, wie wir am Donnerstag Abend mit dem Nachtzug nach Shanghai gefahren sind, wie eindrücklich unsere Tempelbesuche waren, wie spannend die Museen und Gärten, wie atemberaubend die Bootsrundfahrt mit Blick auf die moderne Skyline, wie chic wir uns vorgekommen sind beim Schlürfen der Drinks im 87. Stockwerk des höchsten Hotels, wie berauschend das Handeln und Shoppen waren, wie toll die Fahrt mit der Magnetschwebebahn und der Flug Montagnacht zurück nach Peking; wenn ich von dem allem erzählen wollte, würde ich nicht mehr fertig werden! Von unserem Abstecher nach Hangzhou am Ostersonntag ganz zu schweigen. Bleiben wir also bei Shanghai. Und bei meiner Begeisterung für die Stadt! Shanghai ist grosse Klasse! Shanghai hat etwas von „meinem“ China, das ich in Peking manchmal noch immer vermisse. Die Stadt hat etwas sehr Südländisches, ist lebendig und quirlig, laut, bunt, selbstbewusst und modern. Vor allem Abends, so, als wäre das lebendige Treiben tagsüber nur ein Vorgeschmack auf das was kommen würde gewesen, scheint das Leben erst richtig zu pulsieren zu beginnen. Überall reizen Leuchtreklamen, glitzern Lichter, laufen Fernseher. Von überall her ertönt Musik, einige tanzen dazu. Schöne Männer tragen selbstbewusst ihre sorgfältig gestylte Haarpracht zur Schau, die Abendgarderoben der Chinesinnen blinken und glitzern wie die Werbepaneels am Bund des Huangpu.
Aber auch in Shanghai trifft man auf die interessanten Gegensätze jeder chinesischen Stadt, überall flattert Wäsche zum Trocknen, ausgeflippte Wolkenkratzer reihen sich an Hochhäuser und diese sich an ehrwürdige Häuser im europäischen Kolonialstil aus den 30ern.

Und dann sind da die heruntergekommenen Altstadtteile, die bangend in das Dunkel der Nacht hinein warten und fernab von jeglichem Grossstadthype nur die eine Hoffnung kennen, die Hoffnung, am nächsten Tag nicht einem ehrgeizigen Bauprojekt für einen noch neueren, noch chiceren, noch moderneren und noch teureren Wolkenkratzer zum Opfer zu fallen. Das alles und noch viel mehr ist Shanghai. Vielfältig, aufregend, anstrengend und beeindruckend. Kurz bevor wir zum Flughafen gefahren sind bin ich für kurze Zeit da gestanden, habe meine aufladbare U-Bahn Karte in den Händen hin und her gewendet und habe mit dem Gedanke gespielt, sie trotz Kaution und obwohl ich nicht weiss, wann ich das nächste Mal in Shanghai sein werde, nicht zurück zu geben. „Wie unbeschreiblich toll wäre es“ dachte ich kurz, „die Karte bei meinem nächsten Aufenthalt in Shanghai wie selbstverständlich aus dem Geldbeutel zu fischen und, als täte ich diese Bewegung jeden Tag mehrere Male, sie lässig über das Kontaktfeld zu ziehen...“ Dann habe ich die Karte doch zurück gegeben. Macht ja nichts. Christine war in Shanghai!

Christine in Shanghai. Wer weiss, vielleicht werde ich in näherer Zukunft bald einen Blog eröffnen unter diesem Titel...

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