Sonntag, 18. März 2007

AIMUN (Asian International Model United Nations) 2007

"The delegate from Spain motions for a moderated caucus of 5 minutes, speaking time 3 minutes each, for discussion on the topic what made the AIMUN conference such an unforgettable experience. Thank you."

Ich weiss, das klingt furchtbar hochgestochen! Es bedeutet jedoch lediglich, dass ich von meinen vergangenen 4 Tagen erzählen möchte. Der Rest sind nur Floskeln und „Rules of Procedure“. Aber beginnen wir von vorne...

Zum ersten Mal hat die Beida (Peking Universität) eine MUN (Model United Nations) Konferenz durchgeführt. Wir wurden in Tübingen darauf aufmerksam gemacht und da wir wussten, dass wir zeitgleich an der Beida sein würden, war die Uni Tübingen mit einer 13-köpfigen Delegation an der Veranstaltung vertreten. Jedem Studenten von uns wurde ein Land zugeteilt, welches wir als Diplomaten repräsentieren sollten. Zudem erhielt jeder von uns einen Sitz in einem Organ der UNO, so zum Beispiel im ASEAN, Disarmament and International Security Council, Human Rights Council, Security Council, oder UNESCO World Heritage Committee. Als Repräsentantin von Spanien sass ich als einzige Westlerin mit 20 Chinesen im UNESCO Weltkulturerbe Komitee. Die Vorbereitungen auf die vier Tage Sitzungen waren ziemlich zeitaufwändig und auch nicht immer einfach. Meine Aufgabe bestand darin, zusammen mit 2 Hongkong-Chinesinnen ein „Site Proposal“ zu erstellen, also ein Gebiet, Standort oder Bauwerk (in unserem Falle aus Nordamerika) auszusuchen, welches wir nach UN-Kriterien als weltweit „unique“ und „outstanding“ erachten. Dann mussten wir ein Proposal verfassen und eine 20-minütige Präsentation vorbereiten, bei der unsere „fellow delegates“ überzeugt werden sollten, nach ausführlicher Debatte unsere Site als Weltkulturerbe in die bestehende Liste aufzunehmen. Meine Arbeit als Diplomat bestand also im Wesentlichen darin, zu überzeugen. Einerseits in der Dreiergruppe bei meinem eigenen Proposal, anderseits auch bei der Auswertung der 6 anderen Vorschläge.

Mit grosser Begeisterung kann ich sagen, dass mir meine Rolle als Spanische Diplomatin in unserem überschaubaren Komitee, in dem jeder um so aktiver mitgestalten musste, von der ersten Minute an riesengrossen Spass gemacht hat. Wer den Filmklassiker „die 12 Geschworenen“ auch so toll findet wie ich, der mag meine Faszination für den Prozess des Hinterfragens, Debattierens, Überzeugens, Hineindenken und Konsensfindens womöglich zu verstehen. Zu all diesen wertvollen Eindrücken aus den Sitzungen im UNESCO Komitee kommen die Erfahrungen dazu von spezifisch chinesischen Gepflogenheiten wie Visitenkarten austauschen, mit Chinesen Smalltalk führen, Kontakte knüpfen und die Art, sich nach den Sitzungen zu vergnügen. Die fast kindlich-ausgelassene Lockerheit und die Begeisterungsfähigkeit der Chinesen bei den abendlichen Social Events haben mich sehr beeindruckt. Kurz gesagt, die AIMUN Konferenz war eine riesengrosse Bereicherung für uns.

Zu guter Letzt muss ich nun doch noch erwähnen dass unerwarteterweise ich ausgewählt wurde aus unserem Komitee für den „Outstanding Delegate Award“. Als bei der Closing Ceremony mein Name aufgerufen wurde, rief ein Klassenkollege vergnügt: „Sie hat die Ehre der Uni Tübingen gerettet!“ Das ist natürlich etwas übertrieben denn ich weiss, dass meine interessierten Kolleginnen und Kollegen ebenfalls sehr gute Arbeit geleistet haben. Über all die Congratulations hat sich Spanien aber dennoch gefreut...

Und wenn Spanien jetzt noch einen „point of personal privilege“ hervorbringen darf: Es ist nun etwas kalt in der Wohnung, Spanien hätte es begrüsst wenn die Heizungen am 16. März nicht ausgeschaltet worden wären in ganz Peking. Nun hofft Spanien eben auf einen baldigen, warmen Frühling.

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